Für die Teilnahme am Straßenverkehr brauchen wir einen Führerschein, bei Sportarten wie Tauchen und Segeln sind Nachweise über bestimmte Ausbildungen selbstverständlich. Im Klettersport gibt es jedoch nichts vergleichbares, dafür jedoch eine Diskussion über Sinn oder Unsinn eines Kletterführerscheins.
Wer in der Halle klettern gehen möchte, der kann das mit der richtigen Ausstattung einfach machen. Zwar sichern sich die Betreiber durch einen Haftungsausschluss ab, man versichert als Kletternder auch, dass man die entsprechenden Fähigkeiten mitbringt. Überprüfbar ist das jedoch nicht. Wer eine entsprechenden Kurs macht, bekommt auch kein Zertifikat, dass beim Eintritt vorgezeigt werden kann, noch muss nachgewiesen werden, wie lange das zurückliegt.
Führerschein fürs Klettern
Vor allem unter dem Aspekt der Sicherheit wird deshalb schon länger die Diskussion geführt, ob es nicht sinnvoll wäre, eine Art Führerschein für das Klettern in Hallen einzuführen. Inklusive entsprechender Weiterbildungen bzw. Auffrischungskurse. Geht es beim Klettern doch nicht nur um die eigene, sondern auch immer um die Sicherheit der eigenen Kletterpartnerin/des Kletterpartners.
Bei den alpinen Vereinen sowie den Betreibern der Kletterhallen gibt es dazu klarerweise verschiedene Meinungen über die Sinnhaftigkeit eines solchen Scheins. In der Ausgabe 117 des Magazins „bergundsteigen“ werden einige Argumente für bzw. gegen eine Einführung eines solchen Ausbildungssystems diskutiert.
Abzeichen und Auffrischungen
Befürworter führen vor allem das Argument der Sicherheit an: Braucht es für den Besuch von Kletterhallen einen entsprechenden Ausbildungsnachweis, so erhöht sich damit auch die Motivation der Sportlerinnen und Sportler, sich aus- und weiterzubilden. Und zwar regelmäßig. Das könnte man etwa mit Zusatzqualifikationen oder Bonusstufen belohnen, nach Vorbild des Tauchscheins etwa mit Abzeichen in Bronze, Silber, Gold und Platin. Zudem könnte vorgeschrieben werden, nach welchem Zeitraum ein Auffrischungskurs nötig ist, damit der Schein gültig bleibt. Somit müssten sich Hallenbesucherinnen und -besucher auf dem aktuellen Stand halten, was neue Entwicklungen und Erkenntnisse im Bereich Sicherheit betrifft.
Zählt Erfahrung auch als Ausbildung?
Als Gegenargument hierfür wird angeführt, ob damit nicht langjährigen Kletternden ihre Erfahrung abgesprochen wird. Was tun vor allem mit Kletternden aus der älteren Generation, die sich vieles selbst beigebracht bzw. über die Zeit angeeignet und durch jahrelange, regelmäßige Anwendung sehr versiert und sicher klettern und sichern? Die schon geklettert sind, als es überhaupt noch kein Kursangebot gab und die deshalb auch nie einen Kurs besucht haben? Soll diesen dann der Zutritt zur Halle verwehrt werden, obwohl sie die nötigen Qualifikationen besitzen, aber eben nicht in Form eines Zertifikats?
Kletterführerschein: Einführung schwierig
Kritisch wird auch die Einführung gesehen: Wie soll das ablaufen, ohne zu viele Kletternde zu lange aus den Hallen auszuschließen? Soll es in der Übergangsphase kostenlose Kurse in allen Hallen geben? Und gibt es genügend Ausbildnerinnen und Ausbildner, um das abzudecken? Das müsste gut organisiert werden, Hallenbetreiber und alpine Vereine müssten hier eng zusammenarbeiten. Wohl auch grenzüberschreitend, damit zum Beispiel ein Schein aus Österreich auch in Hallen in Deutschland oder Italien gültig ist.
Einig ist man sich auf beiden Seiten also nur in einem Punkt: Die Sicherheit für alle soll sich weiter erhöhen. Auf welchem Weg, ob mit oder ohne Führerschein, wird sich in Zukunft zeigen.