Zehn Tipps für mehr Sicherheit im Klettergarten

Klettern am Fels hat seinen ganz eigenen Reiz – und bringt auch andere Gefahren mit sich als Hallenklettern. Dem hat der Club Arc Alpin (CAA) nun Rechnung getragen und zehn Empfehlungen ausgesprochen, die das Klettern in Klettergarten sicherer machen.

Natur, frische Luft und rauer Fels: Für viele Kletternde gibt es nichts ursprünglicheres und schöneres, als draußen neue und altbekannte Routen zu erklimmen. Wie auch in der Halle, ist aber auch hier die Sicherheit nicht zu vernachlässigen. Während manche Dinge wie etwa der Partnercheck – drinnen wie draußen dazugehören, sind andere nur im Klettergarten zu beachten.

1. Auswahl des Klettergartens

Je nach Region und Tradition sind Klettergärten unterschiedlich angelegt. Die Absicherungsstandard können sich massiv unterscheiden, die Abstände zwischen den Haken können relativ groß sein. Damit das Klettern auch Spaß macht ist es wichtig, den Klettergarten nach dem eigenen Können auszusuchen. Informationen zu Schwierigkeitsgraden und Absicherung findet ihr in Kletterführern bzw. bei Kletterern vor Ort. Da es keine zusätzlichen Griffe gibt, die über schwierige Passagen hinweghelfen können, muss die Route viel genauer dem eigenen Können angepasst sein. Die Absturzgefahr ist beim Wandfuß, aber auch beim Zustieg miteinzurechnen und ganz wichtig sind auch die Bedingungen vor Ort: Ist der Fels trocken? Besteht Steinschlag- oder Lawinengefahr? Welche Ausrichtung der Wand passt zum aktuellen Wetter und zur Jahreszeit? Sind Kinder dabei ist unbedingt auf die Familienfreundlichkeit des Klettergartens zu achten.

2. Steinschlagrisiko

Grundsätzlich empfiehlt es sich im Klettergarten immer, einen Helm zu tragen. Steinschläge kommen zwar besonders oft im Frühjahr durch Frostsprengungen vor, können aber freilich auch zu jedem anderen Zeitpunkt passieren. Um die Steinschlaggefahr im jeweiligen Klettergarten einschätzen zu können, hilft die Info im Kletterführer, eventuell findet man auch im Internet aktuelle Informationen. Auch vor Ort solltet ihr euch umsehen: Gibt es größere Felsbrocken, die herumliegen und von einem Steinschlag stammen können? Befindet sich ober dem Klettergarten noch eine größere Felswand, aus der Brocken ausbrechen können?

3. Beurteilung der Route

Die ehrliche Beurteilung der Route hinsichtlich des eigenen Kletterniveaus ist ausschlaggebend für sicheres Klettern. Vor dem Start gilt es also abzuklären: Wie ist der Fels beschaffen? Wie ist die Linienführung, wo die Schlüsselstelle? Wie viele Zwischensicherungen gibt es, in welchem Zustand sind sie, wie groß sind die Abstände? Besteht die Gefahr bis zum Boden zu stürzen, weil die erste Absicherung sehr hoch ist? Ist der Sturzraum frei oder gibt es Bänder, Vorsprünge, Absätze? Beantwortet man diese Fragen mit „Ja“, so ist es umso wichtiger, dass vor allem die Schwierigkeiten am Anfang gut überwunden werden können. Kritisch zu beurteilen sind immer fix installierte Expressschlingen: Sie könnten eingeschliffen sein, was bei einem Sturz zum Seilriss führen kann.

4. Team-Aufstellung

Wie ist die Tagesform, das Sicherungskönnen und wie kommunizieren wir miteinander? Das ist vor dem Start in die Route zu klären. Bei hohem Gewichtsunterschied zwischen Kletterndem und Sicherndem sind entsprechende Maßnahmen zu setzen, entweder durch einen Reibungsverstärker oder versetztes Einhängen der ersten beiden Expressschlingen. Am Fels ist zusätzlich darauf zu achten, genügend Expressschlingen sowie Material zum Umfädeln am Top dabei zu haben.

 

5. Partnercheck

Drinnen wie draußen gilt: Partnercheck vor dem Einstieg in die Route. Anseilknoten und Anseilpunkt checken, Blockiertest bei Sicherungskarabiner und -gerät durchführen. Sitzt der Gurt richtig, sind die Verschlüsse intakt? Besonders wichtig ist draußen auch der Knoten am Ende des Seils. Am Fels kommt es immer wieder zu schweren Unfällen, weil da Seil zu kurz ist und kein Knoten im Seilende war, schreibt der Alpenverein in seinem Magazin „Bergauf“.

6. Nicht ablenken lassen beim Sichern

Volle Konzentration! Gesichert wird nach dem Bremshandprinzip, am besten mit einem Halbautomaten für mehr Sicherheit. Das Sicherungsgerät soll vertraut sein und Seil, Karabiner und Gerät zusammenpassen. Schwieriger ist draußen der richtige Standort für den Sichernden. Es soll kein Schleppseil entstehen und der Sturzraum freigehalten werden, trotzdem sollten Sichernde so nahe wie möglich an der Wand stehen. Bis die ersten Haken eingehängt sind bitte im Fall des Falles zu spotten.

7. Aufmerksam klettern

Am Fels können Griffe plötzlich ausbrechen, von oben können Steine kommen und an manchen Stellen ist ein Sturz gefährlicher als an anderen. Auch für die Kletternden gilt deshalb volle Aufmerksamkeit. Das Erklimmen der Route muss durchdacht sein, nicht aus allen Positionen ist es ratsam Zwischensicherungen zu klippen. Besteht kein Sichtkontakt zur Kletterpartnerin oder dem Kletterpartner, ist besondere Vorsicht geboten. Zudem sollen alle Zwischensicherungen eingehängt und vor allem auch richtig eingehängt werden.

8. Höchste Konzentration an der Umlenkung

Anders als in der Halle gibt es draußen Umlenker am Top. Beim Umlenken gilt volle Konzentration, eine gute Schlusskontrolle und klare Kommunikation mit der Seilpartnerin, dem Seilpartner. Nur mit einem guten Stand kann Toprope geklettert werden, die letzte Expressschlinge sollte dabei eingehängt bleiben. Um den Umlenker zu schonen verwendet man sein eigenes Material. Wichtig: Nie zwei Seile in eine Umlenkung einhängen! Durch die Reibung kann es zur Schmelzverbrennung kommen.

9. Vorsichtiges Ablassen

Beim Ablassen ist draußen vor allem auf Hindernisse am Boden zu achten. Zugleich sollte man die Partnerin, den Partner langsam und gleichmäßig zu Boden bringen und das verknotete Seilende im Blick behalten. Zudem darf nur über Umlenker aus Metall, niemals über textiles Material abgelassen werden.

10. Auf die Natur achten

Als Kletternde sind wir Gast in der Natur. Deshalb ist es wichtig, sich an Schonzeiten und Zutrittsverbote zu halten und auf den vorgesehenen Wegen zu bleiben. Müll wird wieder mitgenommen, Feuer entzünden ist zu unterlassen und unnötiger Lärm zu vermeiden. Sind Toiletten vorhanden, dann diese auch benutzen. Gibt es keine, dann die Notdurft verrichten ohne Spuren zu hinterlassen. Im besten Fall reist man mit den Öffis zum Klettergarten an.

Und zu guter Letzt wünschen wir euch viele schöne Tage im Klettergarten!

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